von Urs Mantel

Ein DIENENDER Leader (Servant Leader) ist ein sehr guter Zuhörer, der zuhört ohne das Gehörte zu bewerten und dadurch dem anderen einen Raum schafft, indem er sich ausdrücken kann.

«Das grösste Problem bei der Kommunikation ist, dass wir nicht zuhören, um zu verstehen. Wir hören zu, um zu antworten.»                                                                                                                                                             Stephen R. Covey

Konventionelles Zuhören

Wenn wir zuhören um Antworten zu geben, dann haben wir die Aufmerksamkeit nicht auf dem Raum, den wir für den anderen schaffen sollten. Es geht nicht um uns beim Zuhören: Wir sollten in einem egolosen Zustand sein, d.h. mit ruhigem Verstand zuhören. Das ist Zuhören aus der Stille heraus. Wir geben nur ab und zu Impulse oder stellen eine Verständnisfrage. Wenn man mit dem Verstand zuhört, wird Energie vom Zuhörer abgezogen.

Gutes Zuhören

Ein guter Zuhörer ist einer, der den Rahmen gibt, damit der, der sich ausdrückt, die Antworten selber findet. Dies ist eine dienende Haltung für den, der sich ausdrücken will.

Momo von Michael Ende ist ein solcher Zuhörer.

«Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: zuhören. Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Sie konnte so zuhören, dass ratlose und unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz und gar verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, und er ging hin und erzählte alles das der kleinen Momo, dann wurde auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war. So konnte Momo zuhören. “

Man hört zu, wie wenn das Gegenüber die ganze Welt wäre. Das geht nur, wenn man die Aufmerksamkeit voll auf dem Gegenüber halten kann.

Dieses Zuhören ist eine Form von Wertschätzung, Mitgefühl/Liebe; Menschsein.

Diese Zuhören ist eine Form von Raumgebung, in dem sich das Gegenüber ausdrücken kann.

Dieses Zuhören ist absichtslos, es ist eine Form von wirklichem Menschsein.

«Je ruhiger du wirst, desto mehr kannst du zuhören».
Rumi

Barrieren für diese Art von Zuhören

Was sind die Barrieren für diese Art von zuhören, die verhindern, dass du ruhig bist? Es ist der Verstand, das Ego.

Der Verstand wird von all den Parametern in der obigen Grafik[1] angetriggert, aktiviert. Dies verhindert, dass die Aufmerksamkeit auf dem Gegenüber gehalten werden kann. Das Gegenüber, der Gesprächspartner ist nicht die ganze Welt. Deshalb: kümmere Dich um die Beruhigung des Verstandes[2].

Der Prozess des Zuhörens geht nach dem Gespräch weiter[3]:

Eine Pause einlegen, um über das Gehörte und Gelernte nachzudenken, um wirklich zu verstehen und um die Dinge wirklich aufzusaugen und zu verinnerlichen, statt uns auf andere Dinge zu stürzen, nur um unserem Verstand zu gefallen.

Die drei Schritte dazu:

  1. GUT ZUHÖREN

Wenn Du zuhörst, wie oben beschrieben, hörst du die Wahrheit!

  1. VERSTEHEN

Analysiere das Gehörte, reflektiere und kontempliere darüber.

  1. VOLLSTÄNDIGES AUFSAUGEN DES WISSENS

Das Wissen ist dann aufgesaugt, wenn es zu einem Teil DEINES SEINS WIRD. Dann beginnt man, diese Wahrheit zu leben und zu atmen.

Wir hören und sehen so viele gute Dinge im Leben. Bitte nehmt euch Zeit, um sie zu verstehen, darüber nachzudenken und zu kontemplieren!

 

[1] Quelle: International Academy of Transformative Leadership 2020 (www.iatl.co)
[2] Siehe dazu ausführlich: Urs Mantel, «Leadership für ein bessere Morgen».
[3] Gupta Santosh, Facebook, 27.10.21