Vor einigen Tagen habe ich auf der Internetseite «The Pioneer» das nebenstehende Bild gesehen: Olaf Scholz, der gemeinhin als führungsschwach gilt, erhält als miefiger Klempner verkleidet ein Paket, gefüllt mit Führung, was genau das auch immer heissen mag. Führungsschwäche ist in der Politik und der Wirtschaft leider nicht selten.

Die Managementliteratur hat eine Vielzahl von Führungsarten – die auch als Führungsstile bezeichnet werden – hervorgebracht, die auch eingehend mit Vor- und Nachteilen versehen werden. Schwache Führung kommt da nicht vor. Hier habe ich sie jetzt mal erwähnt, verzichte auf weitergehende Erläuterungen und konzentriere mich auf die im Titel erwähnte Leadership, starte meine Ausführungen jedoch mit einem Kontrapunkt dazu, nämlich mit der hierarchischen Führung.
Delegation als Ordnungsprinzip führt zu hierarchischer Führung
Diese Art von Führung ist schon seit Jahrtausenden bekannt. Sie baut auf präzise Konzepte sowie auf eine klare Ordnung, nach welcher die Gesamtheit aller Aufgaben einer Organisation hierarchisch strukturiert werden. Da es bei grossen Organisationen nicht effektiv ist, alles zentral zu führen, werden Aufgaben aufgrund der hierarchischen Struktur delegiert. Die Konsequenz ist, dass auch die Führung durch Übertragung von Aufgaben und Kompetenzen hierarchisch gegliedert werden muss. Delegation und hierarchische Führung sind ein Mittel zur Arbeitsteilung.
Hierarchische Führung gibt es in ganz verschiedenen Ausprägungen. Von autoritär über patriarchisch bis zu partizipativ ist alles denkbar. Auch die situative Führung findet hier ihren Platz. Mit anderen Worten ist von top down Anordnung bis Mitwirkung der Mitarbeitenden alles möglich.
Symbol für diese Art von Führung ist der Schimpanse Leo, der für Führungsstärke und Autorität steht.
Servant Leadership
Die Definition der inspirierenden, dienenden Führung des kanadischen Managementvordenkers Lance Secretan.
«Führung – im wahren Sinne – ist eine DIENENDE
Beziehung zu anderen, die ihr Wachstum
inspiriert und die Welt zu einem besseren Ort macht.»
Schauen wir die Elemente der Definition im Einzelnen an. Führung ist demnach:
- Eine dienende Beziehung zu anderen. Dienend meint, dass sich der Leader in den Dienst von anderen stellt, in dem Sinne, dass es nicht um ihn, den Leader und seine Vorteile, selber geht, sondern um die Aufgaben und die damit verbundenen Menschen. Dienend sollen insbesondere die Beziehungen sein, d.h. es geht um zwischenmenschliche Verbindungen.
- Unter «Verbindungen» werden Mitarbeitende und Vorgesetzte, aber auch alle weiteren Stakeholder einer Organisation verstanden. Sie alle sollen zu Wachstum inspiriert Durch dieses persönliche Wachstum werden Menschen automatisch motiviert sein und ihre Aufgaben in Eigenverantwortung und in bestmöglicher Art und Weise erledigen.
- Ist dies alles erfüllt, wird dies als Ergebnis «die Welt zu einem besseren Ort» machen.
Das Wort Inspiration stammt vom lateinischen Wort inspiratio ab, was einhauchen bedeutet. Inspirierend führen bedeutet somit, den Geführten Ideen und Perspektiven «einzuhauchen», und zwar so, dass deren Seele anklingt und das Gefühl von Enthusiasmus (laut Duden ein Zustand freudiger Erregung, leidenschaftlichen Eifers) entsteht. Inspiration geht damit weit über Motivation hinaus.
Voraussetzungen für inspirierende Führungen sind:
- Eine Vertrauenssituation zwischen dem Leader und den Mitarbeitenden sowie den Stakeholdern.
- Die Führungskraft ist eine authentische und kreative Persönlichkeit.
- Die Seele oder das Herz der Geführten klingt nur an, wenn sich die Inspirationen bei den Geführten zu einem Lebenssinn verdichten.
Inspirierende, dienende Führung wird auf die Organisationsform grosse Auswirkungen haben, denn mit hierarchischer Delegation kann das nicht funktionieren. Servant Leadership führt – konsequent gedacht – zu einer Umkehrung des Organigramms. Dazu werde ich mich in einem separaten Artikel äussern. Ein dienender, inspirierender Leader schafft einen Ordnung gebenden Rahmen durch das halten des Raumes (siehe Artikel hier).
Symbol für diese Art von Führung ist der Schimpanse Lumi, der Licht und Inspiration in die Organisation einbringt.
Zusammenfassende Gegenüberstellung
Inhaltlich beschreibt die nachstehende Übersicht den wesentlichen Unterschied zwischen hierarchischer und inspirierender, dienender Führung.
Wir sehen, dass dies ein grosser Entwicklungsschritt ist und dass Führung ganz anders funktioniert und die Anforderungen an den State des Leaders ganz anders sind. Wir werden darauf zurückkommen.